2002 Reef Check Ergebnisse Ägypten

Mit Reef Check-Methoden wurden Fische, Weichtiere (Invertebraten) und Substrat im Golf von Aqaba (Sharm-el-Sheikh/ Nabq) und im Gebiet der südägyptischen Küste im Roten Meer (Hurghada/ Marsa Alam) im Jahr 2002 untersucht und mit Ergebnissen des ersten Reef Check-Surveys 1997 verglichen.

(Auszug aus: "Status of Coral Reefs in the Red Sea-Gulf of Aden 2002")

Moshira Hassan1, Mohammed M. A. Kotb2, Abdulmohsin A. Al-Sofyani3

1 REEF CHECK Europe. E-mail
Current address: The American University in Cairo, Biology Dept.; Cairo 11511; Egypt

2 Suez Canal University, Faculty of Science. Marine Science Dept., Ismailia, Egypt. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

3 King Abdulaziz University, Marine Biology Dept., Faculty of Marine Science, Jeddah - 21441, Kingdom of Saudi Arabia

 

 

Die Lebendbedeckung durch Hartkorallen (hard coral - HC) war in den Riffen an der südägyptischen Küste in beiden Tiefenzonen (5m, 10m) signifikant höher als in den Riffen im Golf von Aqaba. Die Bedeckung schwankt zwischen 16% und 67% (durchschnittlich 45% im Roten Meer, 40% im Golf von Aqaba) in 5m Wassertiefe. Weichkorallen bedeckten im Schnitt 10% der Rifffläche. In 10m Wassertiefe war die Bedeckung durch lebende Hartkorallen deutlich niedriger (Rotes Meer 33%, Golf von Aqaba 20%), während der Anteil der Weichkorallen bei 15% lag.

Bedeckung durch die Reef Check Substrat-Kategorien im Golf von Aqaba
Vergleich zwischen 1997 und 2002. (HC-Hartkoralle, SC-Weichkoralle, RC-Fels, RB-Geröll, SD-Sand)
Invertebraten
In zwei Gebieten im Golf von Aqaba fiel die Bedeckung mit lebenden Hartkorallen von 1997 bis 2002 von 37% auf 13%. Dies ist wahrscheinlich auf das wiederholte Massenauftreten des DornenkronenseesternsAcanthaster plancii im Jahr 1998 zurückzuführen. Ähnliche Beobachtungen wurden von anderen Stellen berichtet.

Die Zählungen der Weichtiere (Invertebraten) ergab den auffälligsten Unterschied bei der Häufigkeit der Riesenmuschel Tridacna: sie zeigt einen dramatischen Rückgang zwischen 1997 und 2002. 1997 waren die meisten Tridacna in der Größenklasse unter 3cm. Ihr Rückgang ist vermutlich auf hohe Mortalität und geringe Fortpflanzungsraten zurückzuführen, was wahrscheinlich durch die verbreiteten Bautätigkeiten im südlichen Sinai und den damit verbundenen Eintrag von feinem Sediment (Silt) ins Riff verursacht wurde.

 
Fische
Die Zahl der Schmetterlingsfische ging sowohl im Golf von Aqaba als auch in der Region Hurghada/Marsa Alam stark zurück. Wurden im Jahr 1997 noch 9,7 Individuen pro 100m2gezählt, ging diese Zahl auf 5,2 Individuen/100m2 in 2002 zurück. Das ist ein Rückgang um 46%. Der Rückgang der Süßlippen betrug sogar 69%.

Die Häufigkeit von großen Zackenbarschen und Papageienfischen blieb im Golf von Aqaba stabil, nahm jedoch im südlichen Roten Meer Ägyptens deutlich ab. Dies ist möglicherweise eine Auswirkung der besseren Durchsetzung der Schutzmaßnahmen im Sinai im Gegensatz zur südlichen Region, wo diese Fische trotz des weitgehenden Fischereiverbots noch immer offen verkauft werden.

Während der Untersuchungen wurde einiges an Müll und alten Fischleinen und -netzen gefunden, jedoch erfreulich wenig Ankerschäden.

Dies ist sicher ein Erfolg der seit einigen Jahren verbreitet installierten Ankerbojen an vielen Tauchplätzen und die positive Annahme dieser Bojen durch die Tauchboote. Jedoch gehen mittlerweile mehr und mehr dieser Bojen verloren und die nächste Herausforderung für die im Riffschutz Beteiligten ist die Erhaltung bzw. Neuinstallation der Bojen.

Im allgemeinen hat das Umweltbewusstsein in Ägypten in den letzten Jahren erfreulich zugenommen, was den Aktivitäten der Umweltbehörde der Regierung (EEAA) sowie verschiedener Nichtregierungsorganisationen zu verdanken ist. Hier ist besonders die HEPCA (Hurghada Environmental Protection and Conservation Agency) zu nennen.

 

Trotz dieser Erfolge und bestehender Gesetze und Schutzgebiete macht der weitere rasante Ausbau des Küstentourismus den Schutz der Riffe immer schwieriger. Der Ausbau der Infrastruktur belastet die Riffe hauptsächlich durch die mit der Urbanisierung verbundenen Probleme wie Bebauung, Sedimenteintrag und Verschmutzung, aber auch durch den direkten physischen Einfluss von immer mehr Tauchern. An manchen Riffen werden mehr als 50.000 Taucher pro Jahr gezählt. Sie schädigen die Riffe durch direkten Kontakt, eine zunehmende Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten, aber auch durch die ungebremste Nachfrage nach(illegalen!) Souvenirs aus dem Meer.

Es gibt in Ägypten Bemühungen, den Tourismus und die Einflüsse besser zu kontrollieren, Ökotourismus zu fördern sowie das Umweltbewusstsein von Einheimischen und Touristen zu stärken. Die gesetzgeberischen Rahmenbedingungen für den Schutz und die Erhaltung der Riffe sind ausgezeichnet und werden in einigen Gebieten auch zufriedenstellend umgesetzt. Jedoch besteht noch großer Bedarf an einer Verbesserung bei der Durchsetzung der Gesetze sowie bei der Art der Tourismusentwicklung, um mit dem wachsenden Druck auf die natürlichen Ressourcen Schritt halten zu können.

 

Weitere Informationen:

AIMS - Status of Coral Reefs of the World: 2002:
http://www.aims.gov.au/pages/research/coral-bleaching/scr2002/scr-00.html